Ein Blick in die Haltung

Haltungsformen

Kennzeichnung auf dem Ei und der Eierpappe


Statistiken

Die allermeisten verbinden wohl mit der Freilandhaltung oder der Mobilstallhaltung positive Assoziationen und eine gute bzw. hühnerfreundliche Haltungsform. Freilandhaltung hört sich ja auch toll an und ein Mobilstall bietet ja schließlich immer frisches Gras... die bunten Bildchen auf der Eierpappe tun wohl ihr übriges... 

Leider stimmen diese Annahmen in der Regel nicht :-( 

und die Wahrheit hinter dem Ei ist oftmals schlimmer als es sich die meisten Menschen ausmalen können...


aber fangen wir vorne mit dem an, was bestimmt jeder schon einmal gesehen hat:
Die Kennzeichnung auf dem Ei und der Eierpappe und die Bezeichnung KAT - kontrollierte artgerechte Tierhaltung. 

Dann werfen wir einen Blick auf das, was wirklich hinter der jeweiligen Haltungsform steht. 

Aufdruck auf den Eierpappen

Bezeichnung auf dem Ei

Die "KAT"-Zertifizierung 

Die Kennzeichnung auf dem Ei

Der Zahlencode

0= Ökologische Erzeugung
1= Freiland
2= Bodenhaltung
3= Käfighaltung

und in der Folge das Herkunftsland, das Bundesland und die individuelle Stall- und Betriebsnummer. 

(Quelle: https://www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/themen/ernaehrung-lebensmittel/kennzeichnung-inhaltsstoffe/eier-ihre-kennzeichnung; gesehen am 15.03.2023)


Zahlen und Fakten zur Legehennenhaltung 

Gehaltene Legehennen 2021 in Deutschland 

Produzierte Eier 2021 in Deutschland 

 49,6 Millionen Hennen   


15,6 Milliarden Eier (14,5 Mrd. Konsumeier, 1,1 Mrd. Bruteier). 

(Quelle: https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/gefluegelhaltung/)

Geschlachtetes Geflügel 2021 in Deutschland

(Eine Unterteilung nach Art des Geflügels findet nicht statt)

 1 587,6 Millionen Tonnen
(https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/02/PD22_050_413.html)

Verzehr von 13,1 Kilogramm  Geflügelfleisch Kopf
(https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/gefluegelhaltung)

"Legeleistung" pro Henne 2021

 294 Konsumeiern. Das sind 0,8 Eier pro Tag 

(https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/gefluegelhaltung/)

Pro-Kopf-Verbrauch an Eiern 2021

 238 Eiern pro Jahr (Frühstücksei und  verarbeitete Eiprodukte, wie beispielsweise in Backwaren, Nudeln, Fertigmahlzeiten) 

(Quelle: https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/gefluegelhaltung/)

Legehennenhaltung nach Haltungsform 2021

Ökol. Erzeugunung:  13 %
Freilandhaltung:  19 % 
Bodenhaltung: 63%
Käfighaltung/ Kleingruppenhaltung: 5 %

(https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/gefluegelhaltung)

Zusammengefasst: 

Die meisten Hühner in Deutschland lebten 2021 und auch in diesem Jahr 2023 in Bodenhaltung,
folglich geht es ihnen 

SO

Ein Blick ins innerer solche Betriebe: 0, 1, 2 und 3 

Haltungsformen


(Quelle: https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn065687.pdf
sehr lesenswert! Zeigt es doch die ganze Perversität der Regularien der industriellen Hühnerhaltung nüchtern zu Papier gebracht)

Bitte haben Sie immer das Wesen des Huhns und deren Bedürfnisse im Hinterkopf! 


Egal welche Haltungsform: 

Es bedeutet immer ein entbehrungsreiches Leben für das Tier!


  • Das Huhn ist lediglich ein auswechselbares Produktionsmittel ("Nutztier"), kein Individuum mit Rechten 
  • Es gibt keine individualmedizinische Versorgung --> tlw. grausames, langsames Sterben
  • Am Ende (i.d.R. nach 1,5 Jahren) steht IMMER der grausame Tod auf dem Schlachthof
  • Im Normalfall keine Bedürfnisbefriedigung (Sandbaden, Ruhe...) möglich
  • keine Hackordnung durch die Gruppengröße möglich --> dauerhafter Stress
  • Meistens kein Baumbestand, Büsche oder ausreichend sonstige Versteckmöglichkeiten in Freilandhaltung oder Mobilstall.                                                      (Freie Flächen macht dem Huhn Angst und ist oftmals langweilig. --> Nur die mutigsten Hühner wagen sich aus dem Stall, die meisten bleiben aus Angst im Stall)

(Quelle: https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-news/13-05-2019-wie-viel-platz-hat-eine-legehenne-im-stall/; gesehen am 16.03.2023)

(Quelle: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/nutztiere/gefluegel/gefluegel.html; gesehen am 16.03.2023)

0: Ökologische Erzeugung


Die harten Fakten:                                                       
Lebensbedingungen für die Hühner

Besatzdichte pro m² Nutzfläche 

  • max. 6 Hennen pro m² Nutzfläche
  • bzw. 12 Tiere pro Stallgrundfläche


Herdengröße

  • 3000 Tiere


Auslauffläche, m² je Tier 

  • 4 m² pro Henne in unmittelbarer Umgebung des Stalles; muss bewachsen und tagsüber uneingeschränkt zugänglich sein 


Einstreumaterial

  • Stroh, Holzspäne oder andere natürliche Materialien  




1: Freilandhaltung


Die harten Fakten:                                                                                        Lebensbedingungen für die Hühner 

 Besatzdichte pro m² Nutzfläche 

  •  9 Hennen pro m² Nutzfläche


Herdengröße

  • 6000 Tiere


Auslauffläche, m² je Tier 

  • 4 m² pro Henne in unmittelbarer Umgebung des Stalles; muss bewachsen und tagsüber uneingeschränkt zugänglich sein 


Einstreumaterial

  • Stroh, Holzspäne oder andere natürliche Materialien 


(Quelle der Stallfotos: PETA; mit freundlicher Genehmigung)


2: Bodenhaltung


Die harten Fakten:                                                                                       Lebensbedingungen für die Hühner

Besatzdichte pro m² Nutzfläche 

  •  9 Legehennen pro m² Nutzfläche 
  • bei Volierenhaltung 18 Hennen pro m² der von den Tieren nutzbaren Stallgrundfläche 


Herdengröße

  • max. 6000 Tiere


Auslauffläche, m² je Tier 

  • optional


 Scharrfläche, cm² je Tier 

  •  1/3 der Stallgrundfläche, 250 cm² je Henne 


Einstreumaterial

  • Sand, Stroh oder andere natürliche Materialien 


 Beleuchtung 

  •  1/3 der Stallgrundfläche, 250 cm²je Henne 

(Quelle 1-3: PETA; mit freundlicher Genehmigung zur Nutzung)

3: Käfighaltung/ Kleingruppenhaltung, auch ausgestaltete  Volierenhaltung 


Käfighaltung ist doch verboten oder? 

Seit 1. Januar 2010 erfolgt die konventionelle Eiererzeugung in Deutschland nur noch in der Kleingruppen-, Boden- und Freilandhaltung. Die Kleingruppenhaltung mit bis zu 60 Tieren pro Abteil hat die  konventionellen Batterie-Käfigen abgelöst  Bund und Länder haben sich zum Auslaufen der Kleingruppenhaltung für bestehende Betriebe bis Ende 2025 geeinigt. Nur für besondere Härtefälle soll eine Verlängerung der Frist um bis zu maximal drei Jahren (2028) möglich sein. 
(Quelle: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/haltung-legehennen.html).  



Die harten Fakten:                                                                               Lebensbedingungen für die Hühner

Diese Haltung findet noch immer in Käfigen statt. Die kahlen Käfige sind lediglich mit einem Bereich zur Eiablage, einer Sitzstange und einer Art Scharrbereich ausgestattet. Die hohe Anzahl von Tieren, die auf engsten Raum eingesperrt sind in Verbindung mit der tristen Käfighaltung sorgt für massive Verhaltensauffälligkeiten wie Federpicken und Kannibalismus. 
 

Besatzdichte pro m² Nutzfläche 

  •  Mindestfläche für eine Gruppe: 2,5 m²
  • Mindestfläche pro Tier: 800 cm² ohne Nest
  • für Hennen > 2 kg mind. 900 cm² pro Tier 


Herdengröße

  • 30 bis 60 Tiere pro Abteil 


Auslauffläche, m² je Tier 

  • optional


 Scharrfläche, cm² je Tier 

  •  900 cm² Einstreubereich pro 10 Hennen 


Einstreumaterial

  • Mit Substrat versehenes Staubbad 


 Beleuchtung 

  •  künstliche Beleuchtung, z.B. Leuchtstoffröhren



Schlimm? Ja! Aber völlig legal! 

"Wo gehobelt wird, fällt Späne"
Die Späne sind im Fall der industriellen Hühnerhaltung Hühnerleben. 

Es wird von einer Sterblichkeit von rund 10% während der Legeperiode ausgegangen. 

Je nach Haltungsform kann sich die Sterblichkeit auf 18% steigern 

(Gerade in den Großgruppen der alternativen Haltungsformen sehr häufig)  

(Quellen: https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/legehennen;
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/3746/1/Baumgart_Bianca.pdf) 


Bleibe ich bei den 10% und mache ein kleines Rechenbeispiel:

Anzahl Hennen in eine Betrieb: 

125.000

Sterblichkeit:
10%

Innerhalb der Legeperiode eines Jahres sterben also:
12.500 Tiere

Am Tag also:
rund 34 Hennen am Tag!



Diese "Verluste" sind NORMAL und gehören zu JEDER Haltungsform und zu JEDEM BETRIEB dazu. Die Sterberate wird einfach einkalkuliert.
Die Tiere verhungern oder verdursten nicht, also nichts, was als tierschutzrechtliches Vergehen oder Versagen des Halters zu werten ist!

Die Tiere sterben u.a. an 

  • Erhängen im Gitter 
  • Legedarmprobleme wie Schichteier, Legedarmentzündungen, geplatze Eier im Legedarm etc. 
  • Frakturen der Beine 
  • unversorgte Wunden
  • primäres oder sekundäres Verhungern oder Verhungern (durch Schwäche, Krankheit, Verletzung oder durch eine niedrige Ranghöhe nicht mehr ans Futterlaufband kommen)
  • Kannibalismus 
  • Schwäche/Abmagerung
  • Erdrücken durch Panik unter den Hühnern 

(Quelle: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/3746/1/Baumgart_Bianca.pdf; gesehen am 18.03.2023)

Die meisten Betriebe sind KAT-Zertifiziert
KAT steht für 

Kontrollierte alternative Tierhaltung

Das KAT Zeichen ist ein "Qualitätssiegel im Bereich Eier und Geflügel". Laut der Homepage der Kontrollstelle Lacon Institut gehen "die KAT Haltungsanforderungen [...]  

deutlich über die Anforderungen der gesetzlichen Vorgaben hinaus. Ziel ist, den Tieren hinsichtlich des Bewegungs- und Individualverhaltens Bedingungen zu bieten, die im Interesse des Tierschutzes den Ansprüchen der Legehennen gerecht werden".  Bei diesen Kontrollen werden angemeldet und unangemeldet die Einhaltung der KAT Kriterien überprüft.  

(Quelle: https://www.lacon-institut.com/kat-zertifizierung-kontrollierte-alternative-tierhaltung/). 
Neben solchen freiwilligen Zertifizierungen gehen für gewöhnlich auch die Amtsveterinäre in die Anlagen. Aber was kontrollieren sie wohl? 

  • Die Sterblichkeit hinsichtlich unnatürlicher Verlustraten die auf eine arge Gesundheitsproblematik  oder gar ein Seuchengeschehen hindeuten. 


Es gibt KEINE individuelle medizinische Versorgung. Wer krank, verletzt, zu klein oder keine Eier legt, wird eliminiert, d.h. wird an die Wand geklatscht und landet mit Glück tot in der Kadavertonne und wer Pech hat nur bewusstlos begraben unter Kadavern.
Das ist eine GÄNGIGE PRAXIS, UNABHÄNGIG VON DER HALTUNGSFORM!


Ein Blick in die Kadavertonne eines Betriebes

Ein Blick in die Kadavertonne eines Betriebes

Ein Blick in die Kadavertonne eines Betriebes

Ein Opfer das in der Anlage lag. 

Oberschenkelfraktur
Normal!

Nach der OP

Großflächige Pickverletzung
inzwischen schon wieder verheilt

frische und offene Pickverletzung

Aus Bodenhaltung
Drei Hennen, fast federlos