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Rettung von 553 Hennen vor dem Schlachter
Bericht über die Rettung am 10.06.23 und die "Resterettung" am 24.06.23
553 Hennen aus Bodenhaltung gerettet und 6 Hähne aus dem Tierheim Süderstraße in ein Traumzuhause vermittelt.
Liebe Freund*innen der Privaten Tierhilfe Federglück,
liebe Alle, die mitgefiebert haben, an uns gedacht haben, uns viel Kraft gegeben haben und im Gedanken an unserer Seite standen,
die Rettungen der Hennen aus dem Bodenhaltungsbetrieb haben sicherlich bei uns allen Spuren hinterlassen, eine sind verblasst, einige werden für immer ein Teil von uns bleiben - zu unmittelbar waren die Erfahrungen die das Betreten eines Bodenhaltungsbetriebs mit 106.000 eingesperrten Hühnern mit sich bringt.
Freude und Traurigkeit liegen so eng beieinander! Freude über 553 vor einem grausamen Tod auf dem Schlachthof in Polen geretteten Hennen, die durch nun die Rettung zum ersten Mal in ihrem Leben die Sonne auf ihrem Körper spüren dürfen und über 6 vermittelte Hähne aus dem Tierheim Süderstraße, die teilweise nach vielen Jahren endlich das Tierheim verlassen konnten. Gleichzeitig laufen Tränen im Gedanken an die 106.000 Hennen über unser Gesicht, die jetzt einfach weg sind. Weg und tot, ohne dass wir ihnen helfen konnten… Diese Blicke der Hennen und ihr aufgeregtes Gackern am 10.06.23… das wird immer in unserem Herzen sein…
106.000 Tiere die NIE EIN LEBEN HATTEN, brutal eingefangen,
verletzt und verängstigt wie (oder als?) ABFALL in Kisten gesteckt, stundenlang ohne Essen und Trinken in qualvoller Enge mit vielen anderen Hühnern zitternd vor Angst, Hunger und Durst auf einem LKW nach Polen transportiert, um dann dort ERMORDET zu werden… das alles beschäftigt uns noch immer. Aber liest bitte meinen Bericht und macht euch selber einen Eindruck.
Am 10.06.23 wurden insgesamt 185 Hennen und 5 Hähne aus dem Tierheim Süderstraße in Hamburg an Adoptant:innen übergeben.
Wir trafen uns um 10:00 Uhr an der Anlage. Das Einfangen (und somit auch die grausame Entscheidung, wer mit darf mit und erhält somit ein Leben im Glück und wer muss in wenigen Wochen sterben) verlief dank des tollen Teams und der guten Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter:innen der Anlage reibungslos. Bereits um 14:00 Uhr konnten wir uns mit 185 Glückspilzen im Gepäck auf den Weg zum ersten Übergabeort machen. Hier warteten bereits viele aufgeregte Abnehmer*innen auf ihre neuen gefiederten Mitbewohner*innen. 77 Hennen und zwei Hähne wurden vorsichtig und liebevoll in vorbereitete weich gepolsterte Transportboxen umgesetzt. Dank der tatkräftigen Unterstützung eines Tierarztes konnten wir geschwächten Hennen gleich vor Ort helfen. Einige Hennen waren so schwach, dass sie noch vor Ort Infusionen bekommen mussten, um transportfähig zu sein. Eine Henne war durch eine große Wunde am Hals mit einem schlimmen Madenbefall so schwach, dass wir sie durch die Euthanasie in den Himmel fliegen lassen haben. Eine andere Henne hatte einen durch Schichteier so prall gefüllten Bauchraum und allergrößte Schmerzen, dass wir uns unter Tränen auch für sie für den Himmel entschieden haben. Sehr schmerzhaft und berührend zugleich war es, als eine kleine geschwächte, todesnahe Henne ein Sonnenbad genommen hat – zum ersten und letzten Mal. Leider war sie so geschwächt, dass sie, wie zu erwarten, auf dem Weg nach Hause auf dem Schoß ihrer Abnehmerin gestorben ist. Eine andere ausgesprochen geschwächte Henne wurde seit ihrem Weg aus der Anlage durchgehend auf dem Schoß einer Helferin gewärmt, gehalten und geliebt (und natürlich zuvor medizinisch versorgt). Sie hat den Weg nach Hause überstanden. Nach der erfolgreichen Übergabe und wenn nötigt Stabilisierung der Hennen ging es weiter zum Übergabeort 2. Auch hier wurden schon voller Vorfreude auf uns gewartet. 58 Hennen wurden liebevoll mit freudestrahlenden Augen von ihren Adoptant:innen entgegengenommen und ebenfalls in weich gepolsterte Transportboxen umgesetzt. 50 Hennen kamen als „Urlaubsgäste“ zu mir und auf zwei weitere Stellen. Hier hatten sie Zeit zum Kraft tanken, um sich dann gestärkt eine Woche später (18.06.) auf den Weg zu ihrem neuen Zuhause Hannover und Köln zu machen.
♡ Bei dieser Rettung waren 4 Teammitglieder und ein Tierarzt beteiligt. Vielen Dank an mein tolles Team, den tollen Tierarzt und die tollen Abnehmer:innen für den reibungslosen Ablauf der Rettung!
Freude und Leid, Tränen vor Rührung um das gewonnene und das verlorene Leben liegen nur ein Hauch nebeneinander
Jetzt hatten wir 2 Wochen um unsere „Urlaubsgäste“ und unsere Pflegetiere aufzupäppeln, ihnen beim Entdecken der Welt staunend und weinend zugleich zuzusehen und neue Kraft für die „Resterettung“ zu schöpfen.
24.06.23, Tag der "Resterettung": Hier konnten wir insgesamt 368 Hennen retten und konnten sie gemeinsam mit einem Hahn aus dem Tierheim Süderstraße an Adoptan:innen übergeben.
Die "Resterettung" war sicherlich der emotional herausfordernste Teil der Rettung. Auf einmal war die Anlage leer, leer wo noch wenige Wochen vorher lautstarkes Gegackere zu hören war… Alle 106.000 Hennen ausgestallt und auf einem Schlachthof in Polen „entsorgt“. Alle bis auf die, die nicht gefunden wurden oder aus sonstigen Gründen den Fängern entkommen konnten. In der Regel sind es 50-100 Hennen. Im Normalfall verhungern oder verdursten diese Tiere oder werden durch die scharfen Chemikalien bei der Reinigung und Desinfektion der Anlage getötet. Alle „vergessene“ Tiere zu finden und NIEMANDEN zurück zu lassen war neben den Emotionen eine große Herausforderung.
Wir trafen um 9:00 Uhr an der jetzt leeren Anlage, leer bis auf die Krankenstation. Hier waren noch 10 Hennen untergebracht, die wir schnell einfangen und vorsichtig in Transportboxen umsetzten konnten. Anschießend durchsuchte das Team systematisch jedes Nest, jeden Winkel und die Kotgruben der Stallungen nach vergessenen oder eingeklemmten Hennen. Hier fanden wir noch 12 Hennen. 346 wurden im Vorwege für uns durch die Mitarbeiter:innen in einem Abteil untergebracht und sie somit vor dem sicheren Tod auf dem Schlachthof gerettet. Die „Träger“ trugen vorsichtig jede Henne ins Sonnenlicht zu unseren beiden vogelkundigen Tierärztinnen, die bei jeder Henne einen kurzen aber gründlichen Gesundheitscheck durchführten. Einige Hennen wurden sofort als „Pflegehenne“ eingestuft. Einige mussten durch Infusionen stabilisiert werden, andere erhielten aufgrund einer Beinverletzung oder eines auffälligen Befundes im Bauchraum Schmerzmittel. Diese „Pflegis“ wurden später auf Pflegestellen und bei mir untergebracht.
Um 14:30 Uhr war jede noch so kleine Ecke des Innen- und Außenbereich der Anlage nach vergessenen Hennen abgesucht, das Material verstaut und alle Transportboxen mit den Hennen in den Autos verstaut. 235 Hennen machten sich direkt von der Anlage aus mit kooperierenden Tierschutzvereinen auf den Weg in ihr neues Zuhause, alle andere Hennen begaben sich auf den Weg zum ersten Übergabeort. Hier wurden 67 Hennen an ihre neuen Menschen übergeben. Dank der tollen Teamarbeit und der reibungslosen Übergabe konnten wir uns um 15:00 Uhr auf den Weg zum letzten Übergabeort machen und hier wurden 44 Hennen übergeben. 22 Hennen fanden vorübergehend bei mir ein neues Zuhause, da 15 Tiere nach einer Woche Stärkung, Sonne und Liebe zu ihren bereits sehnsüchtig wartenden Abnehmerinnen in Brandenburg gefahren sind. 5 Hennen wurden in den Tagen nach der Rettung von ihren neuen Menschen abgeholt und zwei Hennen haben sich zu einem Leben bei mir entschieden.
♡ Bei der Resterettung haben sich insgesamt 12 Helfer:innen und 2 vogelkundige Tierärztinnen sich so unglaublich liebevoll um jede einzelne Henne bemüht und die Rettung so reibungslos und schnell wie möglich ablaufen lassen. Auch euch gilt mein großer Dank!
♡ Von Herzen möchte ich mich zudem bei allen Unterstützern bedanken. Bei meinen Patinnen, bei allen die mich durch finanzielle oder Sachspenden unterstützt haben, für jedes aufbauende und/oder meine Gedanken ordnendes Gespräch.
Ohne euch alle hätte ich das nicht geschafft!
Einige Eindrücke von der "Resterettung" und der Rettung am 10.06.2023
Am 10.06.2023 waren die Stallungen noch besetzt...
... und am 24.06.2023 leer... alle tot.
Das Helferteam durchsucht jeden Wickel der Stallungen nach vergessenen Hennen
Ein Blick in die leere Stallung
Jede Henne wird vorsichtig aus den Stallungen getragen
Durchchecken bei unseren Tierärztinnen
Diese Hennen sind in Sicherheit!
Transportboxen warten auf ihren Einsatz
Die Kratzspuren an den Wänden sind stille Zeugen der brutalen Praktiken bei der Ausstallung.
ANGST, PANIK
Die Kratzspuren an den Wänden sind stille Zeugen der brutalen Praktiken bei der Ausstallung.
ANGST, PANIK
Die Kratzspuren an den Wänden sind stille Zeugen der brutalen Praktiken bei der Ausstallung.
ANGST, PANIK
Auch in die Kotgruben fallen immer wieder Hennen...
...ohne den Menschen kommen sie hier nicht wieder raus. Sie verhungern und verdursten oder werden durch die scharfen Reinigungsmittel "wegdesinfiziert"
Eine Henne auf dem Weg in den Himmel. Trotzdem nutzt sie die ersten warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Körper...
Da liefen uns die Tränen.
...auf der Fahrt nach Hause ist sie wie zu erwarten gestorben.
Opfer zeigen
Opfer sehen
Das erste Bad in der warmen Sonne (Olivia; gerettet am 10.06.23)
Geschwächt und vollkommen am Ende der Kräfte (gerettet am 10.06.23)
Eine Henne - kaum noch als das zu erkennen. Sie lag auf dem Boden in der Stallung.
Entsorgte Opfer (Kadavertonne; 24.06.2023)
Ein Pickopfer am Ende der Kräfte.
Die Glücklichen, gerettet und in Sicherheit, die ersten vorsichtigen Schritte in ihr neues Leben
Voller Neugier wird das neue Leben entdeckt
Das erste mal im Leben Gras picken
Endlich zur Ruhe kommen können. Sie sind so müde.
Eine kleine, ca 1000gr schwere Henne, fast federlos, aber so voller Leben!
Im neuen Stall.
Endlich in Ruhe Essen und Trinken können.
Unerwünschte Hähne -
kaum zu vermitteln!
Leier hat dieses Thema auch in diesem Jahr wieder allergrößte Priorität. Die Anfragen verzweifelter Menschen ist erneut sehr hoch. Bis Ende Juli habe ich schon 10 Hilferufe von Menschen erhalten, die dringend aus unterschiedlichsten Gründen ihren Hahn loswerden müssen. Mal machen "auf einmal die Nachbarn Probleme", mal waren es "die Kinder, die einfach Küken angeschleppt haben", mal wurde mal wieder ohne Überlegung gebrütet... Die Begründungen für die Abgabe sind vielfältig, das Problem dahinter das gleiche:
"Der Hahn muss weg und das am liebsten sofort".
Die Vermittlungschancen sind so gering und der Weg für die allermeisten Hähne ist vorprogrammiert. In der Regel kann ich den verzweifelten Anrufer*innen nur eine Beratung für Möglichkeiten die zur Platzsuche ausgeschöpft werden können geben. Oftmals ist somit bereits mit dem Schlupf das Schicksal des Hahns besiegelt und endet mit der Schlachtung oder der Abgabe an einen Wildpark/Wildtierstation und somit ebenfalls der Tod.
Ein Umstand der für mich schwer auszuhalten ist.
Deshalb mein dringender Appell an Sie:
- Machen Sie sich VORHER Gedanken, was sie mit den möglichen Hähnen machen, die sie als Küken vom Züchter beziehen.
- Überlegen Sie sich bitte, was der Züchter wohl mit den vielen Hähne macht, die er selber nicht vermitteln kann... das Angebot, die Hähne zurück zu nehmen mag nett klingen, wird aber in der Regel mit der Schlachtung des ehemals "geliebten Kükens" enden.
- Ja, aus Supermarkteiern können Küken schlüpfen, da teilweise Hähne in den Betrieben mitlaufen. Frage wurde hinreichend ausprobiert und ist somit bewiesen.
- Bevor Sie den Brüter anschmeißen oder Ihre Henne brüten lassen, was machen Sie mit den Hähnen? Bedenken Sie bitte, dass statistisch das Geschlechterverhältnis der geschlüpften Küken bei 50/50 liegt.
- Bedenken Sie bitte auch, dass jedes nachproduzierte Tier, egal ob Henne oder Hahn, einem Huhn in Not den Platz weg nimmt.