Wissenswertes rund ums Huhn

 
Zu Beginn eine kleine Einführung zu den Urahnen unserer heutigen Hühnern. Bei den  Dinos startete das heutige Huhn, was ihnen in Teilen noch immer anzumerken ist.
Darauf folgt eine kleine Wesenskunde, da diese hilft, ihre  Bedürfnisse hinsichtlich in der Haltung zu verstehen.

In den Unterpunkten gehe ich intensiver auf die Haltung, Unterbringung und Fütterung von Hühnern ein. Zudem wird können Sie sich über mögliche Geflügelerkrankungen,  dem Erkennen und deren Behandlung informieren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei bei den besonderen Bedingungen von Hochleistungshennen.  Hier sind auch vogelkundige Tierärzte im Norddeutschen Raum gelistet. 

Die Urahnen unserer Hühner 

und

Das Wesen des Huhns

Die Urahnen

Die Vorfahren unserer heutigen Haushühner stammen vorrangig aus dem Dschungel in Südostasien. Das rebhuhnfarbige Bankivahuhn aus Süd- und Südostasien gilt als Urahn unserer heutigen Haushühner.  Es wurde schon vor über 4.000 Jahren gezähmt und gehalten. In werden Haushühner schon seit etwa 3200 v. Chr. gehalten. In Ägypten soll es sogar schon um 4400 v. Chr. Hühner gegeben haben. Hier galten sie jedoch mehr als Kulttiere, denn es hieß, mit ihrem Hahnenschrei priesen sie den Sonnengott. In Rom wurde später aus dem Verhalten der Tiere die Zukunft gedeutet. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Hähne zu Hahnenkämpfe missbrauch. Danach wurde Hühner vorrangig des Fleisches wegen gehalten, erst später nutze der Mensch auch die Eier. 

Im Laufe der letzten Jahrhunderte verbreiteten sich Hühner auf der ganzen Welt verbreitet. Durch gezielte Züchtungen und Verpaarungen unterschiedlicher Rassen entstanden viele verschiedene Formen und Farben von Hühnern.  Von Zwergen, die nur rund 700 Gramm wiegen, bis hin zu riesigen Malaien mit einem Gewicht von rund 7 Kilogramm. Auch die Legeleistung hat sich geändert. Durch Eingriffe in die Genetik hat sich der Mensch mit dem Hybridhuhn ein hochproduktives "Nutztier" geschaffen. Heutige Legehybride (z.B. Lohmann Brown) legen heute mit rund 320 Eiern im Jahr fast durchgehend ohne Pause jeden Tag ein Ei. Die Masthühner haben einen enormen Körperwachstum, ein schnell zunehmendes Körpergewicht sowie einen massiv großgezüchteten Brustmuskel, so dass sie in der Turbomast nach 42 Tagen (!) ein Schlachtgewicht von rund 2,6 kg haben. Die Mutter aller Hühner, das Bankivahuhn, legt hingegen nur 5 Eier im Jahr, die es dann alle ausbrütet und somit rein zur eigenen Arterhaltung. 

Jeder der eine Zeit Hühner in ihre Fortbewegung beobachtet wird vermutlich an den Tyrannosaurus Rex im Film Jurassic Park denken.  Die Analysen von Knochenfunden bestätigen tatsächlich die enge Verwandtschaft des Tyrannosaurus Rex mit dem Haushuhn, enger als mit allen heutigen Wirbeltieren und sogar enger als mit Reptilien. 

Das Wesen des Huhns

Die meisten Menschen wissen nur sehr wenig über diese faszinierenden Tiere, die in Deutschland für den Konsum von Eiern und Fleisch ausgebeutet und getötet werden. Dabei sind sie viel mehr als die Summe ihres Produkts!  


Jeder der einige Zeit Hühner bei ihrem Treiben beobachtet, dürfte klar werden, dass Hühner immer eine Mission haben und eine artgerechte Haltung brauchen. 

Nicht auszumalen, was ein Leben in der industriellen Tierhaltung mit 1000enden von Hennen auf engsten Raum für sie bedeutet! 


Diese 8 interessante Fakten über Hühner erfassen sehr gut das Wesen des Huhns: 


1. Hühner haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten

Hühner wissen genau, wer Chef ist und an welcher Stelle jedes Mitglied der Gemeinschaft steht. Die Tiere leben in einer komplexen Sozialstruktur, die sich „Hackordnung“ nennt.  Hühner können ihre Artgenossen erkennen und unterscheiden. Neue Artgenossen die einfach so in die Gruppe gesetzt werden, gehören anfänglich nicht dazu und werden angegriffen. Hühner schließen Freundschaften untereinander. In Sozialstrukturen die Freundschaften ermöglichen (d.h. eine kleinere Gruppe), schlafen in der Regel immer die gleichen Hennen nebeneinander auf der Stange. 

2. Hühner haben Emotionen
Emotionen sind bei Hühnern sehr gut zu beobachten. Sie trauern z.B. um den Verlust der besten Freundin, teilweise bis zum eigenen Tod. Auch Eifersucht kommt vor. Dies wird deutlich, wenn sich ein Hahn um seine Lieblingshenne kümmert und eine andere Henne mit lauten Gackern auf sich aufmerksam macht. 

3. Jedes Huhn ist ein Individuum 

Bei der Betrachtung einer Gruppe von Hühnern ist schnell festzustellen, wie unterschiedlich die Charaktere der einzelnen Tiere sind. Einige Hühner schätzen die Gesellschaft von Menschen und setzen sich gerne neben den Menschen auf das Sofa oder springen auf die Schulter, um von oben auf die anderen runter zuschauen oder sogar ein Nickerchen zu halten. Andere sind zurückhaltend, schüchtern oder sogar etwas aggressiv. Manche sind eher ängstlich, manche richtige Draufgänger. Manche Hühner mögen Musik hören, andere "spielen" lieber mit dem Schnabel Klavier oder trommeln auf einer Trommel.  Jedes Huhn ist auf seine eigene Art neugierig, gewitzt und voller Tatendrang. 
Genau wie Hunde, Katzen und Menschen steckt in jedem Huhn ein Individuum mit einer ausgeprägten Persönlichkeit. Zudem haben sie Gefühle und Forscher nehmen mittlerweile an, dass sie ebenso intelligent sind, wie ein Hund, eine Katze und einige Primaten. 

4.  Hühner können Farben sehen
Entgegen dem weit verbreiteten Glauben, Hühner seien farbenblind, können die Vögel Farben sehr gut erkennen und unterscheiden – allerdings nur bei Helligkeit. Im Dunkeln sind Hühner so gut wie nachtblind. Besonders stark reagieren Hühner auf die Farbe Rot, weshalb insbesondere in der Massentierhaltung in Kombination mit Stress und Langeweile schnell aus einer oberflächlichen Wunde eine tiefe Verletzung wird. 

5. Hühner träumen im Schlaf 

Hühner haben einen sehr festen Schlaf. Ihr Schlaf ist Abhängig vom Tageslicht. Auch sie haben wie wir Menschen sogenannte REM-Phasen, in denen sie träumen.

  

6. Hühnermütter sprechen mit ihren ungeborenen Kindern 
Ähnlich wie schwangere Frauen, die mit ihrem ungeborenen Baby im Mutterleib sprechen, knüpfen auch werdende Mutterhennen schon frühzeitig Kontakt zu ihren Küken und bringen ihnen Laute bei, noch bevor sie aus dem Ei schlüpfen. Unter normalen Umständen haben die Henne und ihre Küken gleich mit den Schlupf eine enge Bindung zu einander. Die Mutter zeigt ihren Kindern alles, was ein Hühnerkind wissen muss. Gerade bei der Aufzucht von Küken durch eine Hühnermutter ist die Liebe der Mutter zu ihren Kindern zu erkennen. Sie rufen und wärmen sich gegenseitig. Bei Gefahr für die Küken, attackiert die Glucke selbst Hunde oder Katzen um die Küken zu schützen. 


7. Hühner empfinden Empathie 

Eine Studie über Mutterhennen und ihre Küken hat ergeben, dass Hennen zu Empathie fähig sind. [Lori Marino: Thinking Chickens: A Review of Cognition, Emotion and Behavior in the Domestic Chicken, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5306232/, zuletzt eingesehen am 08.08.23]. Im Experiment wird untersuchte, wie Mutterhennen auf einen leicht unangenehmen Luftstoß reagieren – zum einen in ihrem eigenen Käfig, zum anderen im Käfig ihrer Küken und zur Kontrolle außerhalb beider Käfige. Die Henne im eigenen Käfig zeigt auf den Luftstrom keine Reaktion. Als jedoch ihre Küken durch den Luftstoß aufgescheucht wurden, zeigte sie deutliche Symptome wie erhöhte Herzfrequenz, niedrigere Augen- und Kammtemperatur sowie Verhaltensänderungen. Diese Symptome deuten auf emotionalen Stress der Mutterhennen hin. Bei einigen Hühner ist die Freundschaft so eng, dass sie über den Verlust einer Freundin das Essen einstellen und eine zeit lang lustlos in der Ecke herumstehen - ohne selbst krank zu sein. Auch zu Todesfällen kurz nach dem Tod des anderen Huhns soll es gekommen sein. 

Wie es dann wohl sein muss, in einer großen Anlage mit 33.000 Hennen zu sein, keine Freundschaften schließen zu können und ständig mit den sterben Hennen um sich herum konfrontiert zu sein?

8. Hühner sind intelligent

Von wegen dummes Huhn!  Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren erstaunliche kognitiven Fähigkeiten bei Hühnern herausgefunden, die teilweise die eines Kleinkindes übersteigen und ähnlich hoch sind wie die von Hund und Katze. So fand der australische Tierverhaltensforscher Dr. Chris Evans beispielsweise heraus, dass Hühner sehr wohl verstehen, dass versteckte Gegenstände noch vorhanden und keineswegs verschwunden sind, nur, weil sie gerade außer Sichtweite sind. 

Eben dieser fand im Bereich der Kommunikation heraus, dass sich Hühner sinnbringend unterhalten – eine Fähigkeit, die sonst nur Primaten an den Tag legen. So informieren sich Hühner gegenseitig über Futterstellen. Zur Kommunikation verwenden sie bis zu zwanzig verschiedene Töne für eine Futterart. Das „Gackern“ bei einem Futterwechsel hört sich daher ganz anders an, als das „Gackern“, wenn es um das gewöhnliche Futter geht. 

Erstaunliche kommunikative Fähigkeiten! Und nun stellen Sie sich eine große Halle mit 33.000 Hennen vor, die sich ALLE anschreien um sich zu verstehen...